Geschichtliches

Musikverein „St. Hubertus” Gangelt

VON HEINRICH NELISSEN UND GÜNTER VON CLEEF
Musik wurde in unserem Städtchen auch in früherer Zeit bereits gepflegt. Im Stadtbuch Gangelt von dem Jesuitenpater Kritzraedt wird schon Anfang des 16. Jahrhunderts eine Orgel in der Pfarrkirche zu Gangelt erwähnt; und wo eine Orgel war, wurde sicherlich auch musiziert und gesungen. Wenn wir weiter bei Kritzraedt lesen: „Am 11. Juli 1645, montagmorgens, ist wieder eine Prozession nach Scherpenheuvel gegangen, durch Sittard hell ordentlich singend”, wissen wir, daß Musikalität seit alters her hier heimisch ist. In einem alten Heimatkalender wird aus früherer Zeit berichtet, in der ganze Familien sich der Musik ver- schrieben und im Sommer von Ort zu Ort zogen, um bei den Kirmesfestlichkeiten zu Marsch und Tanz aufzuspielen. Auch in Gangelt war eine solche Musiker-familie beheimatet. Diese Familie Jakobs soll – alten Gangeltern zufolge- im Hause Ponßen neben dem heutigen Pfarrzentrum gewohnt haben. Auch sei hier vermerkt, daß sich am 25. August 1904 eine Feuerwehrkapelle gründete, deren Statuten uns durch einen glücklichen Zufall erhalten geblieben sind.
Als nach dem 1. Weltkrieg das Leben wieder einigermaßen in geordneten Verhältnissen verlief, begann sich auch das Vereinsleben langsam wieder zu entwickeln. Die vorab angesprochene Gangelter Musikkapelle aber lebte nach diesem Krieg nicht wieder auf. Von vielen Seiten wurde daher der Wunsch geäußert, eine Musikkapelle ins Leben zu rufen, zumal in den umliegenden Orten bereits Instrumentalvereine bestanden.

1926

Am Hubertustag, dem 3. November 1926, trafen sich dann zehn junge Männer auf Anregung von verschiedenen Seiten, besonders aber auf Betreiben des sehr rührigen und einsatzfreudigen Schuhmachermeisters Wilhelm Wirtz, um eine Musikkapelle zu gründen. Mit Begeisterung wurde beraten, wie die Ausbildung vor sich gehen, die notwendigen Instrumente beschafft und finanziert werden sollten.Da die Versammlung am Hubertustag stattfand, war man sich über den Namen schnell einig; denn unter welchen Schutz konnte man die Kapelle wohl besser stellen als unter den Tages-heiligen „Bischof Hubertus”, der nicht weit von hier zur Zeit des Frankenreiches im niederländischen Maastricht und später im belgischen Lüttich seinen Bischofssitz hatte.So einfach wie man sich das alles vorgestellt hatte, war es dann doch nicht. Vor allem galt es, die Begeisterung wachzuhalten. Doch Schuster Wirtz verstand es geschickt, die jungen Leute bei der Stange zu halten. Der damalige Küster und Organist an St. Nikolaus, Johann Roos, wurde für die Ausbildung der Musiker gewonnen. Notenlesen musste geübt, die einzelnen Tonarten sowie deren Vorzeichen und Taktarten gelernt werden. Doch damit reichte es immer noch nicht, ein Instrument zu spielen. Denn wie kann man auf einem Blasinstrument mit nur drei Ventilen die verschiedensten Töne erreichen? In der heutigen Verbandswasserwerksverwaltung am Markt, wo im Erdgeschoß ein größerer Raum für die Übungs-abende zur Verfügung gestellt wurde, fanden die ersten Proben statt. Woche um Woche wurde fleißig „gepaukt”, um endlich die Noten und Griffe zu beherrschen.
Jetzt kamen neue Probleme. Woher sollten die notwendigen Musikinstrumente kommen? Wer sollte sie finanzieren? Wo waren noch Instrumente der früheren Kapelle vorhanden? Eine Spendenaktion der Bevölkerung brachte einen guten Erfolg. Gebrauchte Musikinstrumente wurden erworben oder von Freunden und Gönnern zur Verfügung gestellt. Die Kirchen und die Zivilgemeinde stifteten je ein Instrument. Das Musizieren konnte beginnen.Beim ersten Auftreten klappte es jedoch nicht so wie gewünscht, und kritische Stimmen glaubten nicht so recht an ein erfolgreiches Weiterleben des jungen Vereins. Doch die jungen Musikanten ließen sich nicht entmutigen: es wurde fleißig weiter geprobt. Ein paar leichte Märsche waren das nächste Übungsziel. Schließlich sollten ja auch die Kirmesaufzüge, die bisher nur vom Tambour- und Pfeifercorps begleitet wurden, durch die Musikkapelle mitgestaltet werden. So ging es langsam stetig aufwärts mit dem Musikverein, (welcher sich in dieser Zeit noch „Instrumentalverein St.Hubertus“ nannte.)Zu den Proben fanden sich weitere junge Leute ein, die den Verein weiter stabilisierten.Durch fleißiges Proben wurden neue Musikstücke in Angriff genommen: Walzer, Polkas und Rheinländer vervollständigten das Repertoire, denn schließlich sollte ja auch einmal zu Blasmusikklängen getanzt werden. Auch zur Huldigung des Schützenpaares und zum Fahnenschwenken bei der Pfingstkirmes war eine musikalische Begleitung notwendig. Alle diese Aufgaben wurden angepackt und auch größtenteils zur Zufriedenheit der Bewohner unseres Städtchens ausgeführt. Gerne redeten die Mitglieder der ersten Zeit mit Begeisterung von den ersten Auftritten, auch wenn die Aufführungen nicht immer fehlerfrei waren. Nachdem die ersten Gehversuche des Vereins erfolgreich bestanden waren, konnten größere Aufgaben in Angriff genommen werden. Ein Zollbeamter, der als Militär-musiker gedient hatte, wurde als Dirigent verpflichtet. Der neue musikalische Leiter, Göpfert, führt ein strenges Regiment, so berichteten die alten Musiker. Auf sauberes Musizieren legte er besonderen Wert. Das Spielen der Pianopassagen konnte ihm fast keiner recht machen. Wenn einer falsche Töne produzierte oder aus dem Takt geriet, musste er damit rechnen, dass ihm der Taktstock um die Ohren flog. Durch diese Schulung wurde es möglich, nicht nur leichtere Musikstücke vorzutragen, sondern sich auch der Konzertmusik zu widmen. Dadurch war man in der Lage, auch an Musikfesten der Vereine der näheren und weiteren Umgebung teilzunehmen. Hieraus ergab sich auch ein erheblicher Aufschwung für unsere Musikkapelle, und die Mitgliederzahl erhöhte sich ständig.Durch den Umbau des früheren Rathauses und die notwendige Raumaufteilung ging dem Verein der bisherige Übungsraum verloren. Wo sollten jetzt die wöchentlichen Proben abgehalten werden? Im alten Gashaus an der Sittarder Straße, da, wo jetzt das Feuerwehrhaus steht, war noch ein Raum vorhanden. Er wurde in eigener Regie der Vereinsmitglieder mit viel Arbeitsaufwand für die Übungsabende hergerichtet. Durch die Versetzung des Zollbeamten Göpfert in das Landesinnere verlor der Verein seinen rührigen Dirigenten. Organist Roos konnte für eine Übergangszeit als Leiter der Kapelle gewonnen werden. Zu einer langfristigen Übernahme des Dirigentenamtes war Roos jedoch aus Zeitmangel nicht bereit. Nach kurzer Zeit konnte Herr Heck aus Stahe als Dirigent für unseren Verein verpflichtet werden. Er übernahm die Leitung bis zum zweiten Weltkrieg.

1930

Die Einnahmen des Vereins flossen bislang nur spärlich. Um diesem Zustand abzuhelfen und auch in einem größeren Rahmen nach außen hin aufzutreten, wurde beschlossen, ein Musikfest durch-zuführen. Dieses Fest wurde in Verbindung mit der Fahnenweihe im Jahre 1930 veranstaltet. Es wurde zu einem großen Erfolg für unseren Musikverein, nicht nur in finanzieller Hinsicht; es konnte auch ein erheblicher musikalischer Aufschwung verzeichnet werden. Neue Mitglieder traten ein, und es wurde mit Elan an neue Aufgaben herangegangen. Mit über zwanzig Musizierenden war für die damaligen Verhältnisse ein guter Klangkörper vorhanden. Bei vielen Veranstaltungen wirkte unsere Musikkapelle mit, ob zur Kirmes, Frühschoppen, Landpartie, bei Prozessionen und kirchlichen Hochfesten, örtlichen Jubiläen und Goldhochzeiten. Ein weites Betätigungsfeld also. Außerdem mussten die Musikfeste der Vereine mitgestaltet werden, die beim Fest unseres Vereins mitgewirkt hatten.

Wegen der Mitgliedschaft des Dirigenten Heck waren auch zeitweise einige Mitglieder aus Stahe in unserem Verein tätig, weil zur damaligen Zeit in Stahe noch kein Instrumentalverein bestand. Eines „Auswärtigen” sei an dieser Stelle besonders gedacht. Durch die Übersiedelung des Bassisten Peter Vossen nach Ratheim war der Baß nicht mehr besetzt. Johann Tholen aus Hastenrath, den freund-schaftliche Beziehungen nach Gangelt verbanden, hat über viele Jahre hinweg unserem Verein die Treue gehalten. Um die Kameradschaft und das Zusammengehörigkeitsgefühl zu fördern, wurden mehrmals Ausflüge zu Winzerfesten an den Rhein organisiert. Als Reiseleiter stellte sich jedesmal Bäckermeister Wilhelm Hagen zur Verfügung.

1933

Auch die Politik spielte so manches Mal bis in die Vereine hinein. So war es auch, als die Weimarer Republik zu Ende ging und Hitler an die Macht kam. Der Musikverein mußte befürchten, irgendeiner nationalsozialistischen Organisation angegliedert zu werden. Das aber wollte man unter allen Umständen vermeiden. Um diesen Bestrebungen zuvorzukommen, traten alle Mitglieder des Musikvereins am 10. Oktober 1933 der Freiwilligen Feuerwehr Gangelt bei und nannten sich fortan „Feuerwehrkapelle St. Hubertus Gangelt”. Mit der Feuerwehr wurde dann auch so manches Fest gefeiert, denn vom „Löschen” verstanden die Feuerwehrleute doch so manches.

Satzung Feuerwehrkapelle_1

Satzung Feiuerwehrkapelle_2

Satzung der Feuerwehrkapelle St. Hubertus vom 10.10.1933

1939

Nur noch wenige Jahre geruhsamer Entwicklung blieben dem Verein. Am Horizont zeichnete sich schon das Wetterleuchten des nahenden Krieges ab. Als dann am 1. September 1939 der zweite Weltkrieg mit dem Einmarsch in Polen begann, wurden viele Mitglieder des Musikvereins zu den einzelnen Waffengattungen eingezogen. Nach Beginn des Krieges mit den Westmächten waren nur noch wenige der aktiven Musiker in der Heimat, so dass eine fruchtbare Vereinsarbeit nicht mehr durchgeführt werden konnte.

Um bei besonderen Anlässen noch eine Musikkapelle zur Verfügung zu haben, wurden die Musiker der einzelnen Vereine im Gebiet des Amtes Gangelt unter der Leitung von Josef Gielen zur Feuerwehrkapelle Gangelt zusammengefasst. Doch nur wenige Male traten sie in Aktion, denn freudige Ereignisse waren in den Kriegsjahren ja nicht zu verzeichnen. So blieben nur traurige Begebenheiten, wenn es galt, einem gefallenen oder gestorbenen Kameraden die letzte musikalische Ehre zu erweisen.

1945

Als das furchtbare Inferno des Krieges 1945 zu Ende ging, die Gangelter Bevölkerung außer den Bewohnern des Klosters und einiger weniger Familien nach Vught in Holland evakuiert war, gingen fast alle Instrumente des Musikvereins verloren. Nur Andreas Bleilebens hatte sein Instrument – im Regenwasserkeller versteckt – wiedergefunden.
Als die Bevölkerung am Pfingstdienstag 1945 aus der Evakuierung zurückkehrte – einige starben in der Fremde, darunter der hochverehrte Pfarrer Schleyer – fand sie nur noch leere Häuser vor. Zum Glück waren wenigstens die meisten Bauten nur leicht durch Kriegseinwirkung beschädigt. Die Häuser links vor dem Heinsberger Tor waren allerdings dem Erdboden gleichgemacht. Es waren dies die Häuser Peters, Gielen, Hamacher und der Saal der Gaststätte Schmitz.
Nach und nach kehrten auch die entlassenen Soldaten in die Heimat zurück. So manches Mitglied des Musikvereins war nicht dabei: sein junges Leben wurde ein Opfer des Krieges. Es begann die schwere Nachkriegszeit. Die Häuser, weitgehend ohne Türen, Fenster- scheiben und Möbel, mussten notdürftig eingerichtet werden. Trotz allem, der Wiederaufbau begann!

1947

1947 begannen dann einige Unentwegte wieder mit dem Musizieren. Sie opferten viel für ihren Verein, denn die notwendigen Musikinstrumente konnten nur gegen entsprechende Tauschwaren erworben werden. Wenn man bedenkt, dass in dieser schweren Zeit nur wenige über genügend Lebensmittel verfügten, ist es um so erstaunlicher, wie sie die Naturalien, die sie von ihrem Arbeitgeber erhielten, zum Teil zum Erwerb von Musikinstrumenten verwendeten. Mit wenigen Instrumenten, zum Teil noch geliehen, zogen sie dann am Karnevalsmontag 1947 zum ersten Mal wieder mit Musik durch unser Städtchen. Der Anfang war gemacht. Allmählich fanden sich fast alle noch lebenden und in Gangelt wohnenden Mitglieder wieder ein, um gemeinsam das Werk der Dorfmusikanten fortzusetzen. Auch einige junge Mitglieder traten ein, um die Kunst des Musizierens zu erlernen. Von den „Alten” erhielten sie Noten und Griffe auf einem Blatt Papier aufgezeichnet, und das Lernen konnte beginnen. Wer fleißig lernte und Glück hatte, bekam ein uraltes Instrument in die Hände gedrückt, um seine „Studien” zu vertiefen. Im Laufe des Jahres 1947 nahm unser Verein schon an verschiedenen Veranstaltungen im Ortsgeschehen teil. Am Fronleichnamsfest 1948 konnten die jungen Mitglieder auch zum ersten Mal mitspielen. Wie freuten wir uns in dieser Zeit, als unser Vereinsmitglied Josef Gielen ein fettes Schwein schlachtete und uns alle mit den Frauen zu diesem seltenen Ereignis einlud. Mit einem riesigen Kotelett mit Gemüse und Kartoffeln aus dem eigenen Garten wurde ein festliches Mahl begonnen. Als dann später Wein aus den Stachelbeeren des Schützengrabens, der sogenannte „Schöttegraav” eingeschenkt wurde, waren alle hellauf begeistert, und es wurde bis in die späte Nacht hinein gefeiert.

1949-1953

Am 21. März 1949 besuchte anlässlich der bevorstehenden Abtrennung des Selfkants von Deutschland der Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, Karl Arnold, mit seinem Kabinett den Selfkant und hielt auf dem Freihof in Gangelt am damals dort plazierten Kriegerdenkmal eine Kundgebung ab. Es war eine Ehre für unseren Verein, bei dieser Veranstaltung und dem anschließenden Zusammentreffen der Landesregierung mit den Spitzen des Kreistages, der Kreisverwaltung und der Gemeinden unseres Gebietes durch musikalische Unterhaltung mitwirken zu können. Als am Jahresende der nordwestdeutsche Rundfunk eine Neujahrsfeier übertragen wollte, sollte unsere Musikkapelle hierbei mitwirken. Hierfür mußte 1949 besonders fleißig geprobt werden. Der Musiksachverständige beim NWDR, Jessen, übernahm für kurze Zeit die musikalische Leitung unseres Vereins. Verstärkt durch einige auswärtige Vereinsmitglieder, z.B. Josef Görtz aus Langbroich mit seinem Baß, wurde die Sendung aufgenommen. Am Neujahrsmorgen 1950 saßen wir dann alle gespannt an den Rundfunkgeräten und lauschten voller Stolz unseren Klängen, die durch den Äther gingen, denn welche ländliche Musikkapelle durfte schon im Rundfunk spielen? Wenn auch in diesen Jahren einige neue Mitglieder unserem Verein beitraten, so wurden wir doch nie eine Kapelle, die über fünfzehn Mitglieder hinausging. Unsere Übungsabende hielten wir in den Gaststätten Franken und von Cleef ab. Um mit den sehr jungen Mitgliedern nicht in Gastwirtschaften üben zu müssen, wurde ein geeigneter Übungsraum gesucht. Dieses Problem wurde dadurch gelöst, indem wir uns Anfang der fünfziger Jahre  (ca.1953) wieder der Freiwilligen Feuerwehr anschlossen, die dann auch eine einheitliche Uniform stellte. Im Erdgeschoß des (früheren) Feuerwehrgerätehauses wurde uns ein Raum zur Verfügung gestellt, der in den Wintermonaten rechtzeitig angeheizt werden mußte.

1954-1961

Im Jahre 1954 starb unser Vereinsmitglied Johann Rademacher als letztes Opfer des Krieges infolge einer Kopfverletzung, die ihm ein Granatsplitter zugefügt hatte. Insgesamt sind nachstehend aufgeführte Mitglieder Opfer des Krieges geworden:

Nikolaus Beyers, Johann Bex, Matthias Bleilebens,

Alois Dahlmanns, Hermann Dahlmanns, Peter Deckers,

Matthias Quix, Heinrich Jöken, Johann Rademacher.

Mögen sie ruhen in Frieden!

Unser Verein hatte in dieser schwierigen Nachkriegszeit nicht die notwendigen finanziellen Mittel, einen ausgebildeten Dirigenten für die musikalische Leitung zu verpflichten. So wurden die Probenabende durch Vereinsmitglieder betreut. Karl Bongartz und Josef Gielen besorgten dies mit wechselndem Erfolg. Es wurden nur leichtere Stücke für unsere kleine Besetzung eingeübt. Zwar reichte dieses Repertoire für die örtlichen Festlichkeiten aus, aber wir konnten am Bühnenspiel bei Musikfesten mit diesen Stücken zu unserem Leidwesen nicht auftreten.

Am 1. November 1957 starb plötzlich und unerwartet unser langjähriges Vereinsmitglied Karl Bongartz. Wegen seiner Tätigkeit als Postbote war er besonders gut zu Fuß. Wenn es hieß, am Heiligen Abend an den verschiedensten Stellen unseres Städtchens Weihnachtsweisen zu spielen, war ihm mit seinem schnellen Schritt kaum beizukommen. Auch dem heimischen Tambour- und Pfeifercorps half er als Tambourmajor aus der Patsche, wenn dort hin und wieder Personalnot herrschte.

Unser langjähriges Mitglied Wilhelm Wirtz, der den Verein nicht nur in den Anfängen, sondern bis zu seinem Tod nach besten Kräften gefördert hatte, starb am 23. Dezember 1960 in Gangelt. In diese Zeit (Ende 1961) fällt auch die Trennung von der Freiwilligen Feuerwehr. Der Probenraum wurde durch die örtliche Polizei in Anspruch genommen, so dass für uns keine Vorteile mehr für ein Verbleiben bei den „Blauröcken” gegeben war.

1962-1969

Die örtlichen Kirmesveranstaltungen brachten unserem Verein nicht mehr die erforderlichen finanziellen Mittel, die anfallenden Kosten zu decken. So musste überlegt werden, andere Einnahmequellen zu erschließen. Wir organisierten in eigener Regie Heideblütenfeste. Sie wurden in den Jahren 1962 bis 1964 am Kahnweiher/Schwimmbad abgehalten. Nachmittags boten wir Kinderbelustigungen an. Wir zimmerten Wurf- und Losbuden zusammen und konstruierten aus alten Karrenrädern ein Kinderkarussell mit Handbetrieb. Die Heideblütenfeste wurden abends mit einem Heideblütenball abgeschlossen. Diese Veranstaltungen brachten durch den Einsatz aller Mitglieder auch den erforderlichen finanziellen Erfolg. Doch unser Mitgliederbestand wurde immer geringer. Bedingt durch Heirat und die damit verbundene Übersiedlung in andere Orte stand man dem Mitgliederschwund ratlos gegenüber. Mittlerweile brachten auch das Fernsehen und zahlreiche Vergnügungsbetriebe genügend Unterhaltung und Abwechslung, so daß die Jugend trotz aller Bemühungen nicht für unseren Verein zu begeistern war. Unsere Kapelle wurde immer kleiner. Im September 1968 wurde eine Generalversammlung einberufen. Nach längerer Beratung waren nur noch fünf Mitglieder bereit, den Musikverein aufrecht zu erhalten. Diese fünf Musikanten Andreas Bleilebens, Walter Brunell, Franz Dahlmanns, Hubert Hamacher und Heinrich Nelißen, in Gangelt „Die 5 Aufrechten” genannt, fühlten sich verpflichtet, den Verein aus diesem Tief herauszuführen und ihn neu aufzubauen. Sie taten dies nicht nur der Vereinstradition zuliebe, sondern auch, um der Jugend eine sinnvolle Freizeitgestaltung anzubieten. Der Fernsehkonsum konnte nach einer gewissen Sättigung die Jugend nicht mehr ganz ausfüllen. Sie wollten selbst etwas aktiv gestalten. So war jetzt der Zeitpunkt gekommen, junge Menschen für die Blasmusik zu gewinnen. Zu den Ausbildungsstunden, die von Franz Dahlmanns und Heinrich Nelißen geleitet wurden, fand sich eine ganze Schar junger Leute ein. Es dauerte nur bis zur Fronleichnamsprozession 1969, da konnten die Jungen zum ersten Mal mitwirken. Durch unsere neuen Mitglieder wurden weitere Jugendliche hinzugewonnen und ein erheblicher Aufschwung begann.

1970-1972

Als 1970 die Schinvelder Musikvereine „Fanfare St. Lambertus” und „Harmonie St. Cäcilia” bei einem Freundschaftstreffen zur Gangelter Pfingstkirmes ein Konzert gaben und hierfür begeisterten Applaus erhielten, fanden sich zu unseren Probeabenden immer mehr neue Mitglieder ein. Auch frühere Mitglieder unserer Musikkapelle machten bei diesem Aufschwung wieder mit. Der von der katholischen Pfarrgemeinde zur Verfügung gestellte Raum neben dem Pfarrhaus reichte in der vorhandenen Größe für die Proben nicht mehr aus. In eigener Regie wurde die Zwischenwand zu dem angrenzenden Raum entfernt, ein Abfangträger eingefügt und so der notwendige Raum für Übungszwecke geschaffen. Michael Rademacher führte die erforderlichen Stukkateurarbeiten aus, und Walter Brunell besorgte die Tapezier- und Anstreicherarbeiten. Nachdem der Raum hergerichtet war, fehlten die notwendigen Sitzgelegenheiten. Nach einem Appell an die Gangelter Bevölkerung wurden uns eine ganze Menge Stühle zur Verfügung gestellt, so dass wir mehr Stühle als Mitglieder hatten. Um die Kasse, die durch die Anschaffung der notwendigen Instrumente und Noten – trotz Altkleidersammlung und sparsamer Haushaltsführung- sehr geschröpft war, wieder etwas aufzufüllen, beschloß der Vorstand, mit der Schinvelder Musikkapelle „Fanfare St. Lambertus” ein internationales Heideblütenfest zu veranstalten. Die Schirmherrschaft für dieses Fest übernahm der Landrat des Selfkantkreises Anton Nordhausen aus unserem Heimatstädtchen. Ein internationales Paar sollte die Verbundenheit über die Grenze hinweg symbolisieren. Gertrud Bürgstein aus Gangelt und Josef Jacobs aus Schinveld wurden als Paar 1970 gewählt. Trotz aller Mühe war der finanzielle Erfolg doch nicht ausreichend, die entstehenden Kosten des Vereins auszugleichen. Bei einer Haussammlung zeigte sich die Bevölkerung unseres Städtchens gegenüber seinem aufstrebenden Musikverein recht großzügig. Dank dieser Spendenfreudigkeit konnten wir einheitliche Uniformen anschaffen.

Die Zeit war gekommen, sich jetzt auch der Konzertmusik zu widmen. Franz-Josef Helmgens aus Kirchhoven wurde als junger, dynamischer Dirigent verpflichtet. Als im August 1971 das internationale Heideblütenfest an der Brommler Mühle unter der Schirmherrschaft unseres Landrats Anton Nordhausen in Mindergangelt gefeiert wurde, konnten wir beim Konzert mit unserer neuformierten Kapelle zum ersten Mal eine Ouvertüre vortragen. Die Gäste dankten uns mit viel Applaus für die Aufbauleistung. Diesem Fest gab Beate Bischof aus Gangelt als erwählte Heideblütenkönigin den feierlichen Glanz. Den Hauptpart der musikalischen Darbietungen übernahm jedoch auch bei diesem Fest unsere Partnerkapelle aus Schinveld. Dafür lag in unseren Händen die gesamte Organisation einschließlich der Kinderbelustigung. In der musikalischen Weiterbildung war nun ein stetiger Fortschritt zu verzeichnen. Bei Musikfesten der Nachbarvereine konnten wir unter unserem Dirigenten Helmgens am Festzug und am Bühnenspiel teilnehmen; so auch 1972 beim 65-jährigen Jubiläum der „Fanfare St. Lambertus” Schinveld. Die Musikkapellen aus dem niederländischen Grenzraum waren uns in Größe und Können zwar noch weit überlegen, wurden aber für uns Ansporn und Vorbild.

1972 wurde unser 3. Internationales Heideblütenfest an der Brommler Mühle veranstaltet. Die Feste, die immer im Zeichen der Völkerfreundschaft standen, wurden in jedem Jahr mit einem Gottesdienst für den Frieden begonnen. Auch die Bürgermeister der beiden Grenzgemeinden Schinveld und Gangelt und deren Verwaltungsspitzen besuchten und förderten unser Fest. Unser Schirmherr Anton Nordhausen präsentierte diesmal unser Heideblütenpaar Mechtilde Spiertz aus Gangelt und Richard van de Pest aus Brunssum. Der Männergesangsverein „Oranje Schinveld” bereicherte unser musikalisches Programm des Festabends. Der Deutsche Meister im Fahrradsechsermannschafts-kunstfahren zeigte sein Können im Festzelt. Die St.-Johanni-Schützenbruderschaft und das Tambour- und Pfeifercorps aus Gangelt unterstützten uns bei jedem Heideblütenfest.

1973-1975

1973 übernahm Hans-Jakob Rademacher den Vorsitz des Vereins, mit Unterstützung eines jungen Vorstandes. In diese Zeit fielen einige richtungsweisende Dinge, die bis heute Bestand haben. So wurde, um die fast leere Kasse aufzufüllen, mit Papiersammlungen begonnen. Neben den monatlichen Haussammlungen gab es zu Beginn der Papieraktion „täglich” etwas für die verschiedenen Gruppen bei Bo‘e Andres (Andreas Bleilebens) zu tun, wenn das Fahrzeug von May & Cie die schweren Papphülsen anlieferte. Nur durch diese intensive Arbeit war es uns möglich, den finanziellen Grundstock für die Zukunft zu legen. Und aufwärts ging es dann auch im musikalischen Bereich. Unter unserem Dirigenten Franz-Josef Helmgens (†) wurden nicht nur Märsche, sondern auch konzertante Musik geprobt und aufgeführt. Von nun an begannen auch unsere jährlichen Konzerte in Gangelt, häufig auch mit auswärtigen Gästen und anschließenden Gegenbesuchen. So konnten wir beim 75-jährigen Jubiläum der Freiwilligen Feuerwehr am 6. September 1974 gemeinsam mit dem Tambour- und Pfeifercorps den Großen Zapfenstreich als Abschluß des Festabends vortragen.

(Am 18. Dezember 1975)  wurde uns vom Finanzamt Geilenkirchen die Gemeinnützigkeit als Verein anerkannt. Mit dem Männergesangsverein Niederau-Krauthausen gaben wir in der Aula der Hauptschule im Juli 1975 ein gemeinsames Konzert. Im gleichen Jahr durften wir dann am Schloß Burgau in Niederau am Konzert teilnehmen, schon ein Erlebnis, besonders für die jüngeren Musiker. In der Zeit dieses Neuaufbaus fand sich eine Gruppe der älteren Mitglieder des Vereins zu den ”Trioler Musikanten” zusammen. Sie spielten zu Tanz und Unterhaltung Egerländer Blasmusik, so z.B. beim Frühschoppen der Kirmes. Aber auch moderne Rhythmen und karnevalistische Musik gehörten zum Repertoire. In dieser Zeit hatte der Verein eine Stärke von über 30 aktiven Musikern.

1976-1979

1976 war dann das große Jubiläum: 50 Jahre Musikverein St. Hubertus. Der damalige Vorstand hatte ein tolles Programm zusammengestellt, und wir nutzten die Haupt- und Realschule für die Wertungsspiele der Spielmannszüge und Musikvereine. Der stellvertretende Landrat und Ortsvorsteher Anton Nordhausen übernahm die Schirmherrschaft. Das Fest wurde ein großer Erfolg, und kurz danach gesellten sich auch weitere Jugendliche zu uns.

Um Abwechslung in das Vereinsleben zu bringen, machten wir in dieser Zeit mit den Jugendlichen auch einige Ausflüge, so z.B. nach Hausen in der Eifel, wo wir mehrere Zelte aufschlugen.

Ein vorläufiger Höhepunkt in Sachen Konzerte war sicher der Besuch der Tanz- und Trachtenkapelle aus Dachsberg/Schwarzwald im Jahr 1976, zusammen mit dem Musikverein aus Hoensbroek und unser Gegenbesuch 1977 in Dachsberg. Über diese beiden Veranstaltungen wird heute, über 20 Jahre später, noch sehr viel erzählt und gelacht. Hier wurden enge Freundschaften geknüpft. Unvergessen bleibt der Abschlußabend mit den Freunden aus Dachsberg und Hoensbroek, als nach einem großartigen Konzert mit Tanzvorträgen und toller Musik niemand den Weg nach Hause finden wollte. Weilten doch zu dieser Zeit auch noch einige „Originale” wie Franz Dahlmanns, Andreas Bleilebens und Hubert Hamacher unter uns. Auch mit den jüngeren Mitgliedern verband sie eine enge Freund-schaft. In diesem Jahr trat der Musikverein, zeitgleich mit dem Schützenfest, zum erstenmal in seiner neuen Uniform mit grauer Hose und blauem Blazer auf. Wir waren mächtig stolz darauf, hatten doch jetzt die schweren „Militäruniformen” ausgedient.

Durch den musikalischen Aufschwung wurde auch der Terminkalender des Vereins immer voller. Zu Anlässen aller Art spielte der Verein im Ort auf, hinzu kamen die Auftritte außerhalb bei vielen Musikfesten.

Der Musikverein im Jahre 1977

1980-1984

So war man vom 1. bis 3. August 1980 Ausrichter des Gemeindefreundschaftstreffens der Musikvereine in Gangelt, ein Zusammentreffen, das durch den damaligen Bürgermeister Heinrich Aretz ins Leben gerufen wurde. Heinrich Aretz hatte immer ein Herz für die Vereine und besonders für die Musik. Auch diese Einrichtung hat bis heute Bestand. Es trafen sich alle Musikvereine der Gemeinde und weitere befreundete Vereine zu einem zwanglosen musikalischen Wettstreit und um die Verbindung der Ver- eine untereinander zu festigen.

1980 übernahm ein junger Mann aus Gangelt den Dirigentenstab von Franz-Josef Helmgens, der 10 Jahre die musikalischen Geschicke des Vereins geleitet hatte. Die Rede ist von Harald Krebs. Der später als „Klein-Karajan” im Spessart bekannte Harald formte uns musikalisch neu. Mit ihm bestritten wir 1981 ein gelungenes Konzert in Hoensbroek, immerhin eine Hochburg der Blasmusik in Limburg. Leider hatten wir Gangelter nur kurze Zeit – bis April 1982 – das Glück, unter Harald Krebs zu arbeiten, da er zu dieser Zeit bereits als Solotrompeter im Kurorchester Bad Orb tätig war und seine weitere Karriere auch im Spessart fortgesetzt wurde. Hier leitete er später mehrere Musikvereine. So kam es beim Konzert im April 1982, welches wir mit der „Bröker Bloaskapell” aus Hoensbroek bestritten, zum Dirigentenwechsel. Die Leitung übernahm wiederum ein Vollblutmusiker, diesmal aus den Niederlanden, Nico Hermans. Angezogen von seiner jugendlichen Ausstrahlung und seinem enormen Elan, erlebten wir den größten Neuzugang der Vereinsgeschichte. Über 20 junge Musikerinnen und Musiker traten dem Verein bei. So wuchs der Verein in dieser Zeit auf über 50 Aktive an. Hierdurch gab es natürlich wieder finanzielle Probleme, da alle Aktiven mit Instrumenten und Uniformen ausgestattet werden mußten. Aber hier zeigte sich die Gangelter Bevölkerung und die Geschäftswelt großzügig und unterstützte uns bei einer Haussammlung derart, daß auch dieses Problem gemeistert werden konnte.

Der Musikverein bei einem Konzert im niederländischen Hoensbroek unter der Leitung von Harald Krebs

Der Nachwuchs wurde intensiver ausgebildet als jemals zuvor. Er konnte zur Musikschule nach Heinsberg gehen, Nico Hermans übernahm einen Großteil der Arbeit, und als Folge daraus „sahnten” einige Jugendliche regelmäßig bei Wertungsspielen den Siegerpokal ab. Der schönste Lohn für diese intensive Jugendarbeit, aber auch für den gesamten Verein, war ein 1. Rang mit Belobigung beim Landesmusikfest 1983 in Übach-Palenberg in der Mittelstufe. Nach diesem Erfolg kamen wir überglücklich nach Gangelt zurück und feierten eine tolle Landpartie.

Nachwuchs 1982 beim Konzert im Festzelt

Nachdem in der Vergangenheit immer auswärtige Vereine als Gäste bei unserem Konzert beteiligt waren, gestalteten wir 1984 dieses mit dem Tambour- und Pfeifercorps gemeinsam. Dies war ein toller Erfolg, konnten doch beide Gangelter Vereine ihr musikalisches Können unter Beweis stellen.

1985-1990

Der musikalische Aufstieg wurde auch mit dem neuen Dirigenten Ton Verhiel ab Januar 1985 weiter fortgesetzt. Ton Verhiel führte uns bis 1991. Er veröffentlichte mittlerweile viele seiner komponierten Stücke, so u.a. auch die eigens für uns geschriebene „Gangelt Suite”. 1985 führte uns die Konzertreise nach Bad Orb/Spessart, nicht zuletzt durch die Kontakte von Harald Krebs. Nach einem großartigen Konzert vor ca. 2.000 begeisterten Zuschauern erlebten wir ein herrliches Wochenende in Bad Orb. Auch wenn uns in der Konzertpause einige junge Musiker „abhanden” kamen, konnten wir doch müde, aber zufrieden gemeinsam die Rückreise antreten. Zum ersten Mal wurden wir nach einem Konzert nach Schallplatten und Cassetten gefragt! Zum Gegenbesuch hatten wir die Musik-freunde aus Bad Orb für 1986 nach Gangelt eingeladen. Hierfür hatten wir uns ein kurzweiliges Programm ausgedacht, um den Gästen die Attraktionen unserer Gegend zu zeigen. Hochwild-Freigehege und Löwensafari standen auf dem Programm, aber auch die Geselligkeit in gemütlicher Runde kam nicht zu kurz. Das Konzert am 12. April 1986 bildete den Höhepunkt des Besuchs. Hier zeigten die beiden Dirigenten Ton Verhiel und Harald Krebs, was in „ihren” Vereinen steckt. Das Publikum wurde bei vielen Stücken mitgerissen, was sich zuletzt in der Forderung nach einigen Zugaben zeigte.

Im gleichen Jahr feierten wir auch unser 60-jähriges Vereinsjubiläum. Vom 11. bis 13. Juli 1986 stand Gangelt ganz im Zeichen der Musik. Viele befreundete Musikvereine verschönerten dieses Fest durch ihre Beiträge, viele guten Wünsche stärkten uns für die Zukunft. Wir kamen in dieser Zeit aus dem „Feste-Feiern” nicht mehr heraus. 1987 hatten wir zu unserem Konzert den „Brunssumer Mannenchor” zu Gast, eine Verbindung, die unser Musikfreund Heinz Heinrichs eingefädelt hatte, der sowohl als Sänger in diesem wunderbaren Chor glänzte, wie auch bei vielen unserer Konzerte durch das Programm führte.

Im Mai 1987 waren wir Ausrichter des 11. Gemeindefreundschaftstreffens für Musikvereine. Wir nutzten dieses Fest, um nicht nur der Gangelter Bevölkerung, sondern der ganzen Gemeinde mit dem 1. Gala-Abend unserer Geschichte, etwas Besonderes zu bieten. Über eine Agentur wurden hochkarätige Künstler aus Funk und Fernsehen verpflichtet, so u.a. als Stargast Karin Rauschen, Deutschlands neue Lili Marleen. Leider war der Zuspruch bei diesem kostspieligen Abend nicht so, wie wir es uns gewünscht hatten, dennoch ließen wir uns nicht entmutigen. Rundherum wurde das Fest ein voller Erfolg. Und die Idee von Heinrich Aretz wurde durch das Zusammentreffen vieler Musikfreunde auf jeden Fall erreicht.

1988 hatten wir wieder Gäste aus dem Spessart in Gangelt, diesmal den Musikverein Germania Horbach, unter Leitung von Harald Krebs. Auch hier konnten wiederum beide Vereine überzeugen und begeisterten das Publikum, nicht zuletzt mit einem gemeinsamen Auftritt. Dieses Zusammenspiel als Abschluß der Konzerte wird übrigens bis heute beibehalten, um zu dokumentieren, wie leicht Musik Menschen verbindet. 1988 war auch im Bereich des landesweiten Wettstreits ein großes Jahr für den Musikverein. Erspielte man sich doch bei starker Konkurrenz beim Landesmusikfest in Euskirchen in der Oberstufe einen 1. Rang.

Nicht nur unser Dirigent Ton Verhiel konnte stolz auf sich und uns sein. Die freundschaftliche Bande zu Horbach wurde mit einem Gegenbesuch im Jahr 1989 noch vertieft. Im April 1989 brachen wir in Richtung Spessart auf, um gemeinsam mit unseren Freunden aus Horbach deren 1. Doppelkonzert mitzugestalten. Nach intensiver Vorbereitung und einer freundschaftlichen Aufnahme bei den Horbacher Musikern konnten wir zufrieden auf ein anspruchsvolles Konzert und ein wunderschönes Wochenende zurückblicken. Die Leitung hatte wiederum Ton Verhiel, dessen selbstkomponierte Werke den gemeinsamen Abschluß beider Vereine bei diesem Konzert bildeten.
Nachdem schon seit einigen Jahren neben vielen, jährlich wiederkehrenden Veranstaltungen auch das vorweihnachtliche Kaffeekonzert zur Tradition wurde, gab es 1989 eine weitere interessante Einrichtung zur Weihnachtszeit. Aus der Idee unseres Ortsvorstehers Willi Schürgers und des „Zugereisten” Manfred Dinter entstand die 1. Auflage des Nikolausmarktes Gangelt. Mitorganisator war auch hier der Musikverein St. Hubertus und ist es heute noch. Normalerweise luden wir an diesem 1. Advent regelmäßig zu gemütlicher Runde bei Kaffee und Kuchen, zu der wir weihnachtliche Musik vortrugen. Schnell waren wir einverstanden, als Mitveranstalter ab 1989 Glühwein und Reibekuchen auf dem Nikolausmarkt anzubieten und verschoben daher das Kaffeekonzert auf den 3. Advent.

1992-1999

 

65jähriges Stiftungsfest des Musikvereins im Mai 1992. Gruppenfoto vor dem „Alten Rathaus“ in Gangelt

Neben weiteren Konzerten mit vielen befreundeten Vereinen wie Saeffelen, Waldfeucht und Hoensbroek/Holland, war ein weiterer Höhepunkt sicher im Jahr 1992 unser Internationales Musikfest aus Anlaß unseres 65-jährigen Bestehens und des Gemeindefreundschaftstreffens der Musikvereine vom 1. bis 3. Mai. Auch bei diesem Jubiläum hatten wir uns ein tolles Programm ausgedacht, das drei Tage Musik und beste Unterhaltung garantierte. Trotz einer Weltklasse-Show durch die Rolly- Brandt-Family und einen Conférencier der Spitzenklasse wurden wir wiederum durch den doch mageren Besuch enttäuscht. Aber die vielen befreundeten Vereine machten das Fest dennoch zu einem unvergessenen Augenblick in der Vereinsgeschichte.
Unter dem „alten” – neuen Dirigenten Nico Hermanns, der bis (Ende 1999) die musikalische Leitung (hatte), wurde die Arbeit fortgesetzt, auch wenn es nun langsam schwieriger wurde, die Jugend für die Vereinsarbeit zu interessieren. Zu groß und verlockend ist das übrige Angebot für die Freizeit, um Aufgaben in einem Verein zu übernehmen. Dennoch freuten sich 1995 alle, als es hieß, wir fahren zu einer Konzertreise nach Wald in Österreich. Schnell kam Begeisterung auf, als das Programm klar war und vier herrliche Tage vor uns lagen. In der wunderbaren Pinzgauer Bergwelt fühlten wir uns wohl.

70jähriges Bestehen des Musikvereins im Juni 1996. Gruppenfoto vor dem „Alten Rathaus“ in Gangelt.

1996 wurde der Verein 70 Jahre alt. Vom 28. bis 30. Juni wurde in Gangelt gefeiert. Wiederum bereicherten viele befreundete Vereine dieses Fest, allen voran unser Tambour- und Pfeifercorps, die Schützenbruderschaft und die Freiwillige Feuerwehr. Nach dem Reinfall beim Rockabend für die Jugend am Freitag wurden wir alle durch ein gelungenes Konzert mit dem Musikverein Waldfeucht am Samstag entschädigt. Die hl. Messe am Sonntag wurde vom Musikverein Schierwaldenrath und der Frühschoppen vom Instrumentalverein Tüddern bestritten. Beim Konzertnachmittag bereicherten viele Musikvereine das Fest mit sehr guten Vorträgen. Nachdem die Mitgliederzahl in den letzten Jahren etwas zurückgegangen war, beschloß man, sich wieder intensiver um die Nachwuchsförderung zu bemühen. So wurde 1997 in Zusammenarbeit mit der Musikschule Heinsberg die Ausbildung in einer Blockflötengruppe und die musikalische Kinderfrüherziehung ins Leben gerufen. Die Ausbilder sind hochqualifizierte Fachkräfte, die die Kinder mit viel Fingerspitzengefühl an die Musik und an das Vereinsleben heranführen wollen. Dies wird auch weiterhin ein Schwerpunkt im Verein bleiben.
1998 veranstalteten wir zum ersten Mal das Frühjahrskonzert mit drei Vereinen. Nach vielen Jahren war es uns gelungen, die Fanfare St. Lambertus, Schinveld, wieder einmal nach Gangelt zu holen. Die Fanfare war über Jahre ein Garant für erstklassige Blasmusik. Durch die Verbindung von Nico Hermanns konnten wir zusätzlich die Fanfare Les Amis Reunis aus Ransdaal verpflichten. Nachdem unser Nachwuchs eine Kostprobe seines Könnens gezeigt hatte, begeisterten die Musiker aus Ransdaal, Schinveld und Gangelt die Zuhörer ganz besonders. Das Konzert wurde ein Riesenerfolg.
Freuen konnten wir uns in (diesen) letzten Jahren immer wieder über die vielen Festlichkeiten unseres letzten, noch lebenden Gründers, Jakob Hamacher. Feierte er doch mit seiner Frau Maria sämtliche Hochzeitsjubiläen und genoß 1998 sogar die Feier zu seinem 90. Geburtstag. Gerne haben wir gratuliert und wollen das möglichst noch lange tun.

Der letzte noch lebende Gründer des Musikvereins Jakob Hamacher wurde in 1999 91 Jahre alt.

2000 bis heute

Nicht vergessen wollen wir die Musiker, die nach 1976 von uns gegangen sind, und noch nicht erwähnt wurden. Dies sind:

Peter Wirtz, Peter Vossen, Josef Gielen, Josef Breukers, Franz-Josef Helmgens (Dirigent)
Franz Breukers, Andreas Bleilebens, Franz Dahlmanns, Hubert Hamacher, Martin Gossen (befand sich noch in Ausbildung, 1993) , Jakob Hamacher (das letztlebende Gründungsmitglied, 2005), Irmgard Baeumer (2006), Walter Brunell (2012), Fred Derix (ehem. Dirigent, 2012), Heinz Görtz (2012), Heinrich Nelißen (2012) und Anneliese Houben (2019)

Der Herr lasse sie ruhen in Frieden!

Wir wollen auch in Zukunft die Traditionen bewahren und versuchen, die Festlichkeiten im Ort Gangelt zu verschönern. Doch wir brauchen auch immer wieder die Unterstützung der Bevölkerung, damit wir ein gesundes Vereinsleben erhalten können und der nachfolgenden Jugend eine Basis im Vereinsleben bieten können. Gerade sie soll sich bei uns wohl fühlen. Wir werden alles versuchen, dies zu erreichen.